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So werden deine Ängste zu deinen Verbündeten

Was ist deine größte Angst? Meine jene vor Ablehnung. Damit einhergehend begleiten mich immer wieder Versagensängste. Wir alle haben Ängste. Angst in ein sinnvoller und wertvoller Mechanismus unseres komplexen Körpersystems, dass uns im Ernstfall das Leben retten kann. Dieser Mechanismus bewahrt uns im Idealfall vor Schaden oder üblen Konsequenzen. Und obwohl Angst so eine wichtige Rolle spielt in unserem Leben, ist sie für die meisten sehr negativ behaftet. In diesem Blogbeitrag wollen wir uns mal genauer anschauen, wieso das so ist und ob das so sein muss.
Wieso schüchtern uns Ängste so ein?
Aus einer Mücke einen Elefanten machen. Mindfuck.

rBIn unserer Vorstellung können Ängste überdimensionale Größen annehmen und stellen sich übermächtig, unbesiegbar vor unserem inneren Auge dar. Mit jedem sorgenvollen Gedanken füttern wir die Angst, welche dadurch immer größer und mächtiger zu werden scheint. Kennst du dieses Phänomen auch von dir?

Wir können tatsächlich recht leicht aus einer Mücke einen Elefanten machen, einfach in dem wir gedanklich eine Situation dramatasieren. So pauschen wir sie auf, geben ihr mehr Gewicht als sie eigentlich hat und plötzlich erscheint sie uns übermächtig und erschlagend.

Wenn man das so liest, klingt das nicht besonders schlau oder konstruktiv, oder? Oder dennoch neigen wir Menschen genau zu diesem Verhalten. Und dafür gibt es ein paar nachvollziehbare Gründe.

Kurze Anmerkung: In diesem Blogartikel klammere ich pathologische Angststörungen bewusst aus, da diese einer Behandlung bedürfen. Psychotherapeuten oder Hypnocoaches können hier gute erste Ansprechpartner für dich sein. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man seine Ängste überwinden kann. In meinem Fall ist mir das in Eigenregie mit meiner Angst vor Spinnen gelungen.

Buchempfehlung: Update für dein Unterbewusstsein von Thimon von Berlepsch. Hier werden die Möglichkeiten von Hypnose speziell auch bei Ängsten sehr schön aufgezeigt.

„Der Unwissende hat Mut, der Wissende hat Angst.“

– Alberto Moravia
Unser Gehirn ist faul

Unser Gehirn verbraucht – je nach geistiger Beanspruchung – 20-25% unserer gesamten Energie. Und das, obwohl es rein von der Masse betrachtet nur ca. 2% des gesamten Körpers ausmacht. Entsprechend hat es großes Interesse daran, möglichst effizient zu arbeiten. Und besonders effizient ist, Dinge auf die gewohnte Weise zu tun, denn da müssen wir uns geistig nicht besonders anstrengen. Vieles läuft automatisiert ab. Der Effizienz-Chief unseres Gehirns liebt daher Gewohnheiten und bevorzugt es, wenn wir uns in unserer Kontrollzone aufhalten. Sprich im Bereich größter Sicherheit.

Sobald wir uns für Neues oder Andersartiges interessieren, läuten deshalb bei unserem Gehirn die Alarmglocken. Denn das bedeutet in aller Regel Mehrarbeit und Überstunden für unser Gehirn. „Oh nein, die hat schon wieder was entdeckt, wofür sie sich begeistern kann. Alarmstufe gelb!“. Und schon ruft das Gehirn Gefühle wie Angst aufs Spielfeld. Denn Angst erregt rasch unsere Aufmerksamkeit und lässt uns meist erstmal zurückschrecken. Manchmal reicht der erste, oft noch recht harmlose Auftritt der Angst, um uns von neuen, verrückten Ideen abzubringen. Dann entspannt sich der Effizienz-Chief in unserem Gehirn wieder und gibt Entwarnung.

Doch manchmal ist eine neue Sache so reizvoll und interessant, dass wir uns gerne näher damit beschäftigen möchten. Ob das nun die Idee ist, Job zu wechseln, eine Rucksackreise durch Asien zu machen, sich eine Glatze rasieren zu lassen, dem feschen Nachbarn mal auf einen Kaffee einladen oder einfach nur mal der Chefin die Meinung sagen. Hört sich im ersten Impulsmoment sehr verlockend an. Und jede weitere Vorstellung regt zu weiteren Gedankenspielen an. Und hier wird es unserem Effizienz-Chief dann schnell zu brenzlig.

Unser Gehirn ist darauf ausgerichtet, möglichst energieschonend unterwegs zu sein.
Chiefmaster of Control – immer die Effizienz der Gehirnleistung im Blick
.Bewahren vor Schaden

Die Angst bekommt dann vom Effizienz-Chief den Auftrag, uns auf mögliche Konsequenzen, Gefahren oder Schäden aufmerksam zu machen. Plötzlich erscheint das Risiko, den Job zu wechseln doch recht hoch. Und die Abenteuerreise nach Asien sowieso. Mit Glatze findet uns gewiss niemand mehr attraktiv. Und was wenn der Nachbar Nein sagt, wir könnten ihm nie wieder in die Augen schauen. Und unseren Job riskieren, nur um der Chefin mal die Meinung zu sagen, werden wir auch lieber nicht tun.

Wir sind verunsichert, die Angst erfüllt ihren Zweck. Sie spielt Bodyguard und versucht uns in unserer scheinbar sicheren, gewohnten Komfortzone zu halten. Bei vielen Dingen funktioniert das gut und stört uns auch nicht all zu sehr. Doch dann gibt es Dinge, die uns echt wichtig sind. Wie z.B eine glückliche, erfüllte Beziehung. Und der Nachbar ist wirklich süß und total nett. Was wenn er der Richtige ist? In den Arsch würden wir uns beißen, es nie herausgefunden zu haben. Doch die Angst davor, sich zu blamieren und abgelehnt zu werden, ist enorm stark. Zumal man sich auch zukünftig weiterhin regelmäßig im Haus begegnet. Eine schrecklich demütigende Vorstellung. Nein, das können wir auf keinen Fall riskieren. Und doch nagt es an uns, denn wir möchten doch eigentlich so gerne Klarheit darüber haben, ob es mit dem Nachbarn was werden könnte.

muss Was also tun, wenn die Angst uns in die Schranken weist?

Oft hört man ja „stell dich deiner Angst“ oder „überwinde deine Angst“. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber wenn ich mir da ein riesiges Monster vor mir vorstelle, dass sich bedrohlich vor mir aufbäumt, dann verspüre ich nicht nur keine Lust, mich diesem Gegner zu stellen, sondern möchte am liebsten kehrt machen und klein beigeben. Ich muss da zwangsläufig an David gegen Goliath oder Sisyphos und seinen Stein denken. Fühlt sich erschlagend und verdammt schwer an. Kaum zu schaffen diese Aufgabe, mich meiner Angst zu stellen oder sie gar zu überwinden. Seufz.

Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass es geht. Man kann durch seine Angst buchstäblich hindurchgehen. Und in dem Moment, wo man sie berührt, verpufft sie. Das ist magisch. Aber kostet unglaublich viel Überwindungsenergie und Mut. Denn auch wenn ich aufgrund meiner Erfahrung weiß, dass diese Technik funktioniert, ich weiß nie, was mich hinter der Angst erwartet. Diese Technik eignet sich daher nur für Menschen mit einem starken Ur- und Selbstvertrauen. Und wer kann das schon von sich behaupten?

Daher habe ich für mich einen anderen, sanfteren und weitaus spaßigeren und sichereren Weg gewählt. Einziges Manko: Er dauert länger.

Wenn wir Angst als Monster betrachten, das es zu bekämpfen oder überwinden gilt.
Angst ist dein Bodyguard
Deine Angst, dein Bodyguard

Ich habe mir vor Jahren angewöhnt, meine Ängste ernst zu nehmen. In meiner Vorstellung sind sie Bodyguards, deren Job es ist, mich vor Schaden zu bewahren. Und je verrückter und potenziell gefährlicher meine Ideen, desto vehementer treten meine Bodyguards in Erscheinung. Aber ich bin der Boss. Sie dienen mir und meinem Schutz. Aber ich treffe meine Entscheidungen. Meine Ängste dürfen bestenfalls beratend zur Seite stehen.

Nehmen wir nochmal das Beispiel mit unserem Nachbarn her:
Wovor will uns unsere Angst bewahren?

Vor dem Gesichtsverlust. Schamgefühlen. Enttäuschung. Ablehnung. Herzschmerz. Einem Schaden an unserem Selbstwert und unserem Selbstvertrauen. Alles gewichtige Gründe, von etwas Abstand zu nehmen, denn wer will das schon fühlen oder erleben?

Doch ich lasse mich davon nicht einschüchtern, sondern bitte meine Angst darum, mit mir gemeinsam eine Risikoanalyse vorzunehmen. Und dabei stellt sich heraus, dass das Risiko einer Absage durch den Nachbar eher gering ist, nachdem ich weiß, dass er Single ist und wir uns im Stiegenhaus schon öfter länger gut unterhalten haben. Er findet mich offensichtlich auch nett, denn er lächelt mich immer sehr freundlich an, wenn wir uns sehen. Nachdem er bisher immer nur Freundinnen hatte bzw. erwähnt hat, gehe ich auch davon aus, dass er auf Frauen steht.

Meine Angst ist zwar schon etwas entspannter, aber noch immer nicht zufrieden mit dem Gefahrenpotenzial. Das Restrisiko ist ihr immer noch zu hoch. Also gut, dann überlegen wir, wie ich es noch weiter reduzieren kann. Da kommt mir der Gedanke, ich muss die Einladung auf einen Kaffee ja nicht wie ein Date wirken lassen, sondern kann ihn um seinen Rat bei einer Angelegenheit bitten, wo ich weiß, dass er sich da gut auskennt. Zum Beispiel bei Autos, er steht total auf Autos, und ich will mir schon die längste Zeit ein neues zulegen und hab aber keinen Plan, welches Modell am besten zu mir passt. Oder er ist Fußballfan und ich habe einen Kumpel, der ebenfalls auf Fußball steht und dem ich zum runden Geburtstag gerne eine supergeile Überraschung machen möchte. Da kann mir mein Nachbar sicher tolle Tipps und Inspirationen liefern. Und wenn es gut läuft, kommen wir auch darüber hinaus ins Gespräch und lernen uns näher kennen.

Meine Angst ist sehr angetan von meinen kreativen Einfällen und sieht viele Vorteile in dieser Art der Konversation mit dem Nachbarn. Sie stimmt schlussendlich zu, dass ich mich diesem Wagnis unter den besprochenen Bedingungen stellen kann. Mit der Angst als Bodyguard in meinem Schatten, fasse ich mir ein Herz und spreche meinen süßen Nachbarn zwei Tage später an, als wir gemeinsam bei den Briefkästen stehen.

Was daraus geworden ist, ist eine andere Geschichte 😉

:Du bist der Boss

Du bist der Boss, immer. Du triffst die Entscheidungen und wählst, inwieweit du deine Berater und Bodyguards in deine Entscheidungsprozesse miteinbeziehst. Hör dir gerne an, was sie zu sagen haben. Meistens werden es Warnungen sein, die von deinen Ängsten kommen. Diese gilt es jedoch stets einem Realitätscheck zu unterziehen. Einer objektiven Risikoanalyse. Wenn das Thema für dich bereits zu stark emotional besetzt ist, hol dir dafür Unterstützung von einer Freundin, einem Freund oder besprich dein Angstthema mit einer Lebensberaterin oder einem Lebensberater. Andere bringen meistens wertvolle neue Perspektiven mit hinein in die Analyse. Das macht die Einschätzung am Ende realistischer.

Und dann kannst du dir immer noch überlegen, sollte ein Restrisiko bestehen bleiben, dieses so gut es geht zu minimieren. Hierzu kannst du

  • in die Vorbereitung investieren, z.B. für eine Abenteuerreise nach Asien: Du informierst dich über mögliche Gefahrenquellen in den einzelnen Ländern, die du bereisen möchtest, und überlegst dir zu jedem einzelnen Punkt, wie du dich am besten schützen oder absichern kannst.
  • die Rahmenbedingungen beeinflussen, z.B. für ein Feedbackgespräch mit der Chefin: Dies sollte idealerweise in einer entspannten und positiven Atmosphäre z.B. bei einem gemütlichen Afterwork oder einem Businesslunch stattfinden.
  • dir das WIE ganz genau überlegen, z.B. wie du das Feedback deiner Chefin präsentieren möchtest, wie du es so verpackst, sodass sie sich nicht angegriffen fühlt und es im Idealfall nehmen kann oder gar als wertvoll betrachtet.

Na, hast du das Gefühl, du könntest in Zukunft auch ein entspannteres Verhältnis zu deinen Ängsten entwickeln? Ich wünsche dir jedenfalls viel Spaß beim Ausprobieren. Erzähle mir gerne von deinen Erfahrungen, entweder per Email oder auf Socialmedia unter dem Blog-Post.

Glaub an dich, die Welt braucht dich.
Deine Susi, das Stehaufweibchen

 

Du bist der Boss. Du triffst die Entscheidungen.

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