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Minderwertigkeits-Gefühle sind ein Sprungbrett

Alfred Adler, der Begründer der Individualpsychologie, meint über die Minderwertigkeitsgefühle, dass sie ein Ansporn für Entwicklung und Fortschritt darstellen. Was, wie man mittlerweile weiß, eines der Grundbedürfnisse des Menschen ist – neben jenem, anerkannt und geliebt zu werden. Wir wollen durch Entwicklung und Fortschritt unsere Autonomie sichern. Und ein wertvoller Teil der Gruppe sein, zugehörig sein, da dies uns bessere Überlebenschancen beschert. Insofern sind Minderwertigkeitsgefühle also etwas Positives, wenn man es wie Alfred Adler sieht.

Die Realität sieht nur leider oft anders aus. Problematisch wird es nämlich immer dann, wenn aus einem Gefühl von Minderwertigkeit ein Komplex wird. Sprich, wenn man sich einredet, nichts wert zu sein und nichts Besseres verdient zu haben. Ein Zusammenspiel aus Emotionen und Glaubenssätzen. Man fühlt sich einfach nur schlecht, mickrig und unwichtig. Dann beginnt man, seine Minderwertigkeit(sgefühle) als Ausrede dafür zu nutzen, um unglücklich oder nicht erfolgreich zu sein. Klingt zwar nicht schön, dient aber tatsächlich vielen erfolgreich dazu, um sich bloß nicht aus ihrer Komfortzone zu bewegen, um eine echte Veränderung überhaupt erst möglich zu machen.

„Wenn wir immer wieder die gleichen Dinge tun, dürfen wir uns nicht wundern, wenn wir immer wieder die gleichen Ergebnisse ernten.“

Entscheidende Faktoren

Vermutlich sind zwei Faktoren hauptverantwortlich dafür, dass wir uns so destruktiv verhalten. Einerseits, weil wir Menschen unheimlich bequem sind und uns erst aufraffen, wenn wirklich der Hut brennt. Und andererseits, weil wir Menschen oft Ängste haben, die uns in unserer Komfortzone halten. Und leider haben viele nicht gelernt, kameradschaftlich und konstruktiv mit ihren Ängsten umzugehen (aber das ist ein anderes Thema, zu dem ich mal ein Webinar gemacht habe – bei Interesse an diesem, schreib mir einfach eine Email oder unten einen Kommentar).

Um unser Verhalten noch besser verstehen zu können, macht es Sinn, sich anzuschauen, welche Möglichkeiten uns grundsätzlich zur Verfügung stehen, um mit Minderwertigkeitsgefühlen umzugehen. Bisher haben wir nur 2 kennengelernt.

Kompensation

Wir kompensieren über:
 – Minderwertigkeitskomplex (Ausrede)
 – Streben oder entwickeln, Wachstum
 – Über andere Stärken kompensieren
 – Überlegenheitskomplex (man tut so, als wäre man überlegen; Schein statt Sein; ein konstruiertes Gefühl der Überlegenheit auf Basis eines schwachen Selbstwertgefühls)

 

Ich kenne einige Menschen, die ein schwaches Selbstwertgefühl haben und sich minderwertig in einem wesentlichen Bereich ihres Lebens wie z.B. ihren emotionalen Beziehungen fühlen, und dennoch psychisch gesund sind. Das kommt daher, dass diese Menschen es geschafft haben, sich in allen anderen Lebensbereichen ein starkes Selbstwertgefühl und Souveränität aufzubauen. Dort sind sie erfolgreich, anerkannt und fühlen sich selbst-sicher. Während es in emotionalen Beziehungen um Gefühle und das zum Ausdruck bringen und den Umgang mit diesen geht, steht in vielen anderen Lebensbereichen Leistung im Zentrum des gesellschaftlichen Interesses. Jemand, der also leistungsorientiert erzogen wurde, wird sich auf diesen Bühnen des Lebens sehr wohl fühlen und wohl auch erfolgreich sein. Während er in emotionalen Beziehungen mit seinen Minderwertigkeitsgefühlen und damit einhergehenden Ängsten zu kämpfen hat. 

Was es auch immer wieder gibt, sind Menschen, die so tun, als seien sie überlegen, als stünden sie über allem. Während sie sich in Wahrheit klein und minderwertig fühlen. Diese Menschen bauschen viel auf. Hier gilt der Spruch „mehr Schein als Sein“ oder „Viel heiße Luft, aber nichts dahinter“. Und das Spannende ist: Diese Strategie funktioniert erstaunlich gut, denn es dauert und erfordert genaueres Hinschauen und Hinterfragen, bevor ein solcher „Bluff“ aufgedeckt wird.

Kommen wir nun zu einem Positiv-Beispiel für Minderwertigkeitsgefühle als Sprungbrett.

Mein Ex-Freund hat mir als Feedback gegeben, dass es ihn stört (aus mehreren Gründen, die hierfür nichts zur Sache tun), dass ich eine so geringe Allgemeinbildung habe. Damit hat er rein sachlich betrachtet Recht. Meine Allgemeinbildung ist mies. Und es gab auch schon tatsächlich Situationen in meinem Leben, auch im Beisein meines Ex-Freundes, in denen ich mich deshalb minderwertig gefühlt habe. 

Ich habe dann jedes Mal für mich reflektiert, was dieses Minderwertigkeitsgefühl für mich bedeutet, wie sehr es mich einschränkt oder belastet. Und kam immer zu der Erkenntnis, dass der Aufwand zur Verbesserung meiner Allgemeinbildung in keiner Relation zum persönlichen Nutzen für mich steht. Ich habe daher für mich beschlossen, keine Bestrebungen anzustellen, um meine Allgemeinbildung zu verbessern.  

Nun kam mein damals noch Freund zu mir und teilte mir mit, dass es für ihn tatsächlich ein Problem darstelle. Und zum ersten Mal in meinem Leben verspürte ich die Motivation, an dem Umstand eine geringe Allgemeinbildung zu haben, vielleicht doch noch etwas zu ändern. Einfach, weil mein Freund mir wichtig war und ich nachvollziehen konnte, in welcher Weise es für ihn eine Belastung darstellte. Denn neben ihm, der eine verdammt gute Allgemeinbildung hat und entsprechend eloquent wirkt, wirke ich tatsächlich manchmal ungebildet. (Es tut hier jetzt auch nichts zur Sache, dass es an dieser Stelle sinnvoll wäre, dass sich auch mein Ex-Freund genauer anschaut, woher seine Probleme mit meiner Allgemeinbildung kommen. Das ist ein anderes Thema 😉 Ich begann also zu recherchieren, ob es für Menschen, wie mich – die Art Lerntyp, die ich bin, und mit dem Bildungsstock, der mir zur Verfügung steht – eine einfache und freudvolle Möglichkeit gibt, die eigene Allgemeinbildung zu verbessern. Und tatsächlich bin ich fündig geworden!  

Ich war ganz aus dem Häuschen und habe meinem Ex-Freund begeistert davon erzählt. Die Begeisterung war so groß, dass ich meine Bestrebungen selbst nach der Trennung weiter fortsetzte. Dieses Minderwertigkeitsgefühl hat also dazu geführt, dass ich mich weiterentwickeln wollte und jeder kleine Schritt in diese Richtung mich tatsächlich von dem unerwünschten Zustand des Minderwertigkeitsgefühls wegbringt und näher zu einer soliden Allgemeinbildung hinbringt.  

Wo könntest du ein Minderwertigkeitsgefühl in deinem Leben als Sprungbrett nutzen, um zu einer besseren Version deiner selbst zu werden? 

Ich wünsche dir viele tolle Aha-Momente und spannende Erkenntnisse beim Studieren deiner eigenen Minderwertigkeitsgefühle. 

Alles Liebe
Deine Susi

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