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Hingabe vs. Aufgabe

Ich predige ich meinen Texten und Trainings ja gerne die Hingabe als „Glücklichmacher“. Das ist sie auch, doch wird sie leider all zu oft verwechselt mit der (Selbst)Aufgabe. Und da ich zu dem Thema eine ganz persönliche Beziehung habe, dachte ich mir, ich schreib mal drüber.
Was ist Hingabe?

In meinen Zeit- und Selbstmanagement Trainings ist Hingabe eines meiner Lieblings-Hacks. Zugegeben einer, der ein wenig aus der spirituellen Ecke kommt. Denn ich bin über die Zen Buddhisten und buddhistische Mönche darauf aufmerksam geworden. Dort heißt es nämlich in vielen Weisheiten, dass es nicht darauf ankommt, WAS du tust, sondern WIE du es tust. Alles, was ich mit Hingabe tu, tu ich erfüllt und glücklich. Und ja, das kann ich bestätigen. Ich erzähle an der Stelle gerne meine Geschichte, als ich mich anfreundete mit dem Geschirrspülen. Denn das war jahrelang, als ich ohne Geschirrspüler lebte, eine strapaziöse Hassbeziehung.

Keine andere Hausarbeit war mir so zuwider wie das Geschirrspülen. Ich tat alles, um mich davor zu drücken. Und wenn ich ein schlechtes Gewissen bekam, weil mein Partner ständig zum Handkuss kam, kostete es mich unglaublich viel Überwindung, damit anzufangen. Es grauste mir, ich habe jeden Moment davon gehasst. Irgendwann las ich ein Buch, in dem es um die Lehren buddhistischer Mönche ging. Und da kam diese Weisheit vom „es kommt nicht auf das WAS, sondern auf das WIE an“ vor. Da ich alle Ratgeberbücher gerne praktisch anwende, wollte ich natürlich auch diese Weisheit auf ihre Praxistauglichkeit überprüfen. Und was wäre hierfür besser geeignet als die verhassteste aller Hausarbeitstätigkeiten, die jeden Tag anfällt?

Um es kurz zu machen: Es dauerte nicht lange und Geschirrspülen und ich wurden zu best buddys. Das einzige Geheimnis daran ist, dass ich anfing, auf das WIE zu achten und dabei meine Art des Geschirrspülens mehr und mehr perfektionierte. Man könnte sagen, ich trainierte mich in der Meisterschaft des Geschirrspülens und wurde darin immer besser. Mir grauste nicht mehr, weil ich es so gestaltete, dass dies nicht notwendig war. Es war ein Gefühl des inneren Friedens, ich war im Flow und genoss die abschließende Befriedung nach getaner Arbeit.

Seither habe ich diese Technik schon bei vielen ungeliebten Aufgaben angewendet. Und es funktioniert jedesmal. Einfach mit vollem Herzen und Einsatz tun und staunen, was passiert. It´s magic.

 

Bedeutungen laut Duden:
  • Rückhaltloses Sichhingeben für/an jemanden, etwas
  • große innere Beteiligung,
  • hingebungsvoller Eifer; Leidenschaft
  • sexuelles Sichhingeben
Synonyme:
Ergebenheit, Glaube, Gläubigkeit, Überzeugung

„Es kommt nicht darauf an, woher der Wind weht, sondern wie man die Segel setzt.“

– Sokrates
Was ist (Selbst)Aufgabe?

Leider habe ich auch selbst schon mehrmals die Erfahrung gemacht, wie schnell man von der geglaubten (!) Hingabe zur Selbstaufgabe kommt. Ich habe viele, viele Jahre geglaubt, ich müsse mich für Partnerschaften und andere, mir sehr wichtige Beziehungen, im Zweifelsfall bereit sein alles zu opfern, alles zu geben, was ich habe. Zeit, Geld, Energie, ja sogar meine Träume aufgeben. Andere sind IMMER wichtiger als ich selbst. Gerechtfertigt hatte ich es damit, dass ich viel aushielt und lange auch geglaubt hatte, dass meine Energiereserven unerschöpflich sind. Dass auch ich Grenzen habe, wurde mir Mitte 20 durch meinen Burnout-Zusammenbruch bewusst. Aber selbst dieses einschneidende Erlebnis, von dem ich mich jahrelang nicht richtig erholte, änderte was an meiner Aufopferungsbereitschaft in Beziehungen.

Erst als es ganz schlimm wurde, ich völlig am Ende und offensichtlich war, dass all meine Bemühungen und Opfer umsonst waren, schrillten auch bei mir die Alarmglocken. Das war dann immer der Zeitpunkt, als Menschen aus meinem Leben verschwanden. Es musste jedoch immer erst so richtig schlimm werden. Ich achtete nicht auf meine eigenen Bedürfnisse. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, ich hatte viele Jahre lang keinen echten Bezug zu meinen eigenen Bedürfnisse. Einfach weil ich nie gelernt hatte, dass diese wichtig sein oder eine große Rolle spielen. Ich war gut darin, die Bedürfnisse anderer zu erkennen, bevor sie selbst wussten, dass sie sie haben. Mein Ex-Mann nannte mich daher gerne (liebevoll) Hexe. Für mich war das unheimlich befriedigend und erfüllend. Ich fühlte mich gesegnet mit dieser Gabe der Empathie. Doch sie laugte mich aus und brachte mehr Unheil als Gutes in meine Beziehungen. Ich kann dir von keinem einzigen positiven Fallbeispiel erzählen. Keine meiner (Selbst)Aufgabe- Aktionen machte das Leben für die geliebten Menschen, für die ich all das tat, besser. Im Gegenteil. Ich verschlimmerte ihre Symptome meist noch.

 

Das sagt der Duden:
  • das Sich-selbst-Aufgeben als Persönlichkeit
  • das Verlieren des Lebenswillens, der Lebenskraft
Eigenverantwortung

Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, dass nicht jede Form von Hilfe auch wirklich hilfreich ist. Das lernte ich erst mit über 30 und ein tieferes Verständnis dafür bekam ich dann im Zuge meiner Ausbildung zur Dipl. Lebens- und Sozialberaterin. Hilfe ist nur dann hilfreich, wenn sie dem Betroffenen wirklich hilft, sein Leben zu verbessern. Wenn ich damit jedoch eine gelernte Hilflosigkeit und bewusst gewählte Opferhaltung unterstütze, ist meine Hilfe sogar schädlich. Und leider tat ich unwissend genau das. Mit den besten Absichten.

Eigenverantwortung steht stets an erster Stelle, wenn es um Veränderung geht. Ich muss mir bewusst darüber sein, dass ich ein Problem habe, dass ich gerne lösen oder wo ich etwas verändern möchte. Und dann die Bereitschaft an den tag legen, die dafür notwendigen Schritte zu erkennen und zu gehen. Das kann ein sehr schmerzvoller Prozess sein, den viele scheuen. Zugegeben, diesen Weg alleine zu gehen, ist auch ganz schön hart. Ich habe daher auf die Hilfe von Profis wie Lebensberaterinnen oder Psychotherapeuten zurück gegriffen, wenn es wirklich schwierig oder hart war. Man merkt es eh selbst, wenn man sich mit und bei seinem Problem im Kreis dreht und nicht rauskommt aus dem Teufelskreis, aus der Abwärtsspirale.

Solltest du selbst auch zu dieser Art der (Selbst)Aufgabe neigen, aus Liebe und mit den besten Absichten, möchte ich dir ans Herz legen, dich einer neutralen Person, die dich dafür nicht verurteilt und dich so annehmen kann, wie du bist, anzuvertrauen. Dafür sind LebensberaterInnen da. Es ist nichts Peinliches dran, sich professionelle Hilfe zu holen, wenn man bei einem Problem nicht weiterkommt. Im Gegenteil, es zeugt von Intelligenz, Mut und Reife. Und zeigt, dass du bereit bist, in die Eigenverantwortung für DICH und deine Bedürfnisse zu gehen. Denn DU bist wichtig und wertvoll. Und es hat niemand was davon, wenn du dich selbst aufgibst. Anderen helfen kannst du am besten, wenn du in deiner eigenen Kraft bist. Dann bist du eine echte Stütze und Inspiration für andere.

Melde dich gerne bei mir. Selbst wenn du nicht direkt mit mir zusammenarbeiten möchtest, ich unterstütze dich gerne beim Finden einer passenden Begleitperson für dich. Ich freu mich darauf, dich kennenzulernen.

Alles Liebe
Deine Susi, das Stehaufweibchen

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