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2 Typen von Ausbrennerinnen – Idealistinnen und starke Frauen

Wie ich auch schon in meiner Diplomarbeit zum Thema „Was macht Ausbrenner*innen aus“ erläutert habe, weisen die meisten Ausbrenner*innen ein hohes Maß an Idealismus auf. Oft wird auch eine Verbindung zwischen Ausbrennen (Burnout) und Resilienz gezogen. Wobei Ausbrenner*innen nicht unbedingt weniger Resilienz aufweisen, im Gegenteil.

Idealistinnen und starke Frauen
Starke Frauen sind oft zudem idealistisch

Besonders auffällig ist in meinen Augen, dass Ausbrennerinnen oft noch recht jung (in den 20ern) sind oder schon die 50er Marke kratzen bzw überschritten haben. Bei näherer Betrachtung fälkt auf, dass vor allem die jungen Ausbrennerinnen oftmals sehr stark idealistisch veranlagt sind. Sie haben sich z.B. aus Überzeugung für einen sozialen Beruf entschieden, weil sie gerne Gutes tun und in der Welt oder den Leben anderer Menschen etwas bewirken wollen. Diese jungen Frauen starten dann oft voller Enthusiasmus in ihrem frisch erlernten Beruf und werden recht brutal mit der Realität konfrontiert. Damit, dass es viele Hürden und Hindernisse gibt auf dem Weg, einen echt guten Job zu machen. Diese Erfahrung frustriert und desillusioniert diese jungen Frauen und kann den Nährboden schaffen für ein Burnout.

Die zweite größere Gruppe der Ausbrennerinnen ist bereits um die 50. Diese Frauen erweisen sich als besonders stark, widerstands- und anpassungsfähig. Sie kämpfen nicht selten seit Jahrzehnten mit immer neuen Krisen, geben alles für Job und Familie. Diese Frauen weisen durchaus ein hohes Maß an Resilienz auf, mit dem Haken, dass sie beim Meistern ihrer Krisen und Herausforderungen des Lebens oft auf sich und ihre Bedürfnisse vergessen. Sie betreiben oft über viele Jahre herben Raubbau an ihrer Gesundheit, seelisch wie körperlich.

Ganz besonders heftig ist es, wenn Idealismus auf starke Widerstandskraft trifft. Auch solche Frauen gibt es. Ich würde mich nicht als besonders idealistisch halten, doch ich habe bisher immer dann, wenn meine Werte nicht mehr konform gegangen sind mit meinem aktuellen Job, diesen gekündigt. Und obwohl ich meinen Burnout-Zusammenbruch und meine ersten beiden Burnout Episoden bereits Mitte 20 hatte, würde ich mich als krisenfest und resilient bezeichnen. Dank meines Talents, mich zu übernehmen, hab ich es innerhalb weniger Jahre geschafft, meinen Körper und meine Seele an seine Grenzen zu bringen. Ich kenne wenige Menschen in meinem Alter, die ähnlich viele und intensive Krisen erlebt und gemeistert haben. Was für eine ausgeprägte Resilienz spricht, die ich jedoch im Laufe der Jahre und auch dank meiner Burnout-Episoden weiter verbessern durfte.

„Starke Frauen werden nicht einfach geboren. Sie entwickeln sich aufgrund der Stürme, die sie überstanden haben.“

– unbekannter Autor
Wieso begünstigt Idealismus Burnout?

Wenn wir uns den Alltag von Menschen ansehen, die in einem Beruf tätig sind, der hohe Ideale verlangt, stellen wir schnell ernüchtert fest, dass diesen Menschen sehr viele Steine in den Weg gelegt werden. Bei all der Bürokratie und den schwierigen Rahmenbedingungen, die zumeist außerhalb des Einflussbereichs der Betroffenen liegen, reiben sie sich in ihrem Joballtag auf. Dabei fühlen sie, dass auch ihr Selbstwert leidet, denn der wird durch das „Versagen“ im Beruf, den sie aus idealistischen Beweggründen gewählt haben, angegriffen.

Nun haben wir Menschen 2 Möglichkeiten auf eine so große Diskrepanz zwischen unserem Ideal und der Realität zu reagieren:
Anpassung unserer Ideale (diese runterschrauben)
Verbesserung unserer Performance

Besonders wenn der Einfluss auf die einschränkenden Rahmenbedingungen sehr gering ist, spricht vieles dafür, die hohen Ansprüche und Ideale runter zu schrauben. Ausbrennerinnen neigen jedoch dazu, zuerst den Versuch zu starten, sich und ihre Leistung zu verbessern. Dabei überschätzen sie ihre Erfolgsaussichten und unterschätzen den Aufwand, der damit einhergeht, gegen ein einschränkendes System zu kämpfen.

Somit kann der Idealismus, wenn wir starr daran festhalten, dazu führen, dass wir uns aufreiben und dabei ausbrennen.

Zudem fällt mir in der Arbeit mit Betroffenen auf, dass diejenigen, die vor allem auch aufgrund ihres Jobs im Burnout gelandet sind, sehr stark mit Wertekonflikten zu kämpfen haben. Menschen, die weniger idealistisch veranlagt sind, leiden seltener an derartigen Wertekonflikten. Sie sind eher bereit Kompromisse einzugehen, ohne dass sich diese faul anfühlen.

Ich weiß heute, dass ich nicht für einen Arbeitgeber arbeiten könnte, deren Unternehmensziele und Werte nicht mit meinen Werten und Lebenszielen konform gehen. Was für mich die Auswahl an möglichen Arbeitgebern sehr stark einschränkt und die Selbständigkeit sehr viel attraktiver gemacht hat.

 

Idealismus fördert den Drang zur Selbstoptimierung.
Ausbrennerinnen kennen oft ihre Grenzen nicht oder schaffen es nicht, diese zu wahren.
Wieso begünstigt stark sein ein Burnout?

Einer meiner inneren Antreiber ist „sei stark“. Und es ist gewiss kein Zufall, dass ich schon mehrere Burnout Episoden durchlebt habe. Ich habe tatsächlich viele Jahre geglaubt, ich hätte unendlich viel Energie und könnte alles schaffen. Diese Illusion war jedoch nur möglich, weil ich keinen Zugang zu meinen eigenen Bedürfnissen hatte. Hätte ich damals auf die Zeichen meines Körpers und meiner Seele gehört, wäre schnell klar gewesen, dass ich hier laufend über meine eigene  Grenzen gehe und es zulasse, dass andere über mei e Grenzen latschen.

Meiner Erfahrung nach, sind besonders Ausbrennerinnen von dieser Kombination betroffen. Sie sind stark und anpassungsfähig, und haben gleichzeitig keine Verbindung zu ihren eigenen Bedürfnisse. Durch das jahrelange übersehen der eigenen Bedürfnisse entstehen auf psychischer und physischer Ebene diverse Symptome, die oft erst registriert und beachtet werden, wenn sie ein hohes Maß an Schmerz oder Einschränkung mit sich bringen. Ich weiß, wovon ich rede. Ich war eine Meisterin im Ignorieren meiner eigenen Körpersignale. Und auch meiner seelischen Bedürfnisse.

Wenn ich einigen meiner burnoutbetroffenen Klientinnen so zuhöre, schlackere ich nur so mit den Ohren, wenn sie aufzählen, wie viele und welche Krisen sie in ihrem bisherigen Leben schon zu meistern hatten. Bei vielen begann das schon in der Kindheit. Diese Ansammlung von Krisen und Herausforderungen reicht locker für drei Leben.

 

Ich bin eine starke Frau und habe genug davon!

Dieses Gefühl hat mich in den letzten Jahren immer öfter begleitet. Ich hatte es so satt, dass man mir alles zutraute. Ich erzählte meinen Freundinnen oder Kolleginnen von meinen Problemen und Krisen und bekam stets das gleiche zu hören: Du machst das schon.

Aussagen wie diese haben immer öfter Aggressionen in mir ausgelöst. Denn ich wollte nicht nur als die starke Frau wahrgenommen werden, die schon so viel in ihrem Leben gemeistert hat, sondern als verletzliche Person, die sich gerade schwach und hilflos fühlt. Denn auch wenn ich gelernt haben, mich selbst aus der Sch…. ziehen zu können und wieder in die Lösungsorientierung zu kommen, wenn ich mich in einem Problem verloren habe, sehne auch ich mich nach Verständnis, Zuwendung und Unterstützung. Ich durfte speziell nach meinem Burnout Zusammenbruch die Erfahrung machen, dass es viel einfacher und schöner ist, wenn man sich Herausforderungen gemeinsam stellt. Dieses Einsiedlerkrebsdasein ist enorm anstrengend und zermürbend.

Die stärkste Säule der Resilienz ist bekanntlich ja auch jene der engen Bindungen. Menschen, die ihre Beziehungen pflegen, gelten als wesentlich resilienter, weil sie im Krisenfall oder wenn sie Probleme haben, mit den Herausforderungen nicht alleine sind.

 

Schau auf dich, die Welt braucht dich.
Deine Susanne, das Stehaufweibchen

 

Stark sein ist nicht immer nur ein Vorteil. Es erschwert unser Leben oft unnötig.

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